Der "evangelische" Altar von 1653


Hans Gudewerdt d.J. (um 1600 - 1671) ist der Künstler und Bildschnitzer dieses historischen Altars. 

Er lebte und arbeitete in Eckernförde und fertigte neben diesem Altar auch die Altäre in Eckern-förde (1640) und Kappeln (1641). Der vierte bekannte Altar für Dänischenhagen (derzeit in der Klosterkirche Preetz) ist leider nicht vollendet. 




Erst die Einordnung in den zeit- und kulturgeschichtlichen Zusammenhang und die genaue Be-trachtung der Motive und ihrer Struktur machen deutlich, wie sehr es sich bei dem "Evangelis-chen"Altar von 1653 um eines der bedeutendsten religiösen Kunstwerke des 17. Jahrhunderts handelt, insbesondere im Kieler Raum.

Auf einzigartige Weise hat Hans Gudewerdt d.J. (1600-1672) die Kerngedanken Martin Luthers mit subtilen künstlerischen Mitteln gestaltet: sola scriptura - sola fide - solus Christus. Das Werk, vermutlich 1648 nach dem Ende des dreißigjährigen Krieges in Auftrag gegeben, stellt ein beson-ders überzeugendes Bekenntnis zur Reformation dar.

 

Altarretabel, Proportionsdarstellung zur Bildgliederung


 

 

 

 

 

 

 

Der Mittelpunkt des Altars


Die zentralen Figuren

 

 

 

Der Evangelist Lukas mit dem geflügelten Stier

 

 

 

Der Evangelist Johannes mit dem Adler


 

 

 

Moses nicht als strenger Gesetzesgeber, sondern als Heilsbringer mit der Ehernen Schlange.

 

 

 

Johannes der Täufer mit dem Lamm



 

 

 

Der Evangelist Matthäus mit dem Attribut des Engels-Knaben

 

 

 

Der Evangelist Markus mit dem Attribut des Löwen



Die Abendmahlszene


Gestiftet wurde der Altar vom Gutsherrn von Oppendorf, Diderich Blome (1587-1663). Er war zweimal verheiratet. Nach dem Tode seiner ersten Frau, Elisabeth (gest. 1620) geborene Rumohr, heiratete er Anna von Pogwisch (1600-1683) aus Eckernförde.

 

In der Mitte zwischen Haupt- und Obergeschoss des Altars befindet sich das Wappen des Stifters mit seinen Namen, links davon das Wappen seiner ersten Frau, rechts davon das Wappen seiner zweiten Frau.

 

Die Gebeine der Stifter ruhen noch heute an Nordseite der Kirche in der "Blomeschen Gruft"

 

Texte:  Dieter F. Schütz


Am 03.12.2013 wurde im Rahmen einer Veranstaltung der Schleswig-Holsteinischen Universitäts-gesellschaft und des Kultur- und Landschaftspflegevereins Schönkirchen von D. Schütz ein Vor-trag zum Evangelischen Altar Gudewerdts d.J. gehalten.

Eine ausführliche Beschreibung und Interpretation des Altars kann in unserer Publikation "ST. MARIEN SCHÖNKIRCHEN, Beiträge zur Bau-, Kunst- und Liturgiegeschichte "  (siehe auch Menüpunkt "Aktivitäten / Publikationen")  entnommen werden.

Dieter F. Schütz kennt den Altar in der Marienkirche gut und bietet auch Führungen hierzu an. 

Er hat zu diesem Thema einen Bildband veröffentlicht:

 

  • Bildschnitzer zu Eckernförde Hans Gudewerdt d.J., 2021, C. Pelz - Verlag GmbH, Denzlingen (vergr. eine überarbeitete Neuauflage ist in Vorbereitung)

Hierdurch angeregt, gab es eine Initiative in Eckern-förde, dem bekannten Bildhauer Manfred Sihle-Wissel den Auftrag für eine Bronze-Büste zu erteilen. Sie wurde am 19.12.2023 dort enthüllt. Sihle-Wissel hatte ein Motiv aus unserem Altar als "Selbstbildnis"-Vorlage für seine schöpferische Interpretation entnommen.

Die Büste steht im "Pastorengang" zwischen Kieche und Gudewerdt-Straße auf einem Granitsockel, der einmal Türschwelle in der St. Nicolaikirche war.


der Altar im Laufe der Zeit

1851 

 

1868 

 

1942 bis 1949

 

1949 

 

 

 

 

 

 

1953

 

 

 

 

 

 

 

 

1976

wahrscheinlich bearbeitet von dem Maler Emil Dohse (Inschrift hinter dem Altar),

 

 im August 1868 wahrscheinlich bearbeitet von W. Tadt, Maler aus Kiel,

 

wurde der Altar zum Schutz gegen Luftangriffe in der Blomeschen Gruft (Rittergruft) untergebracht, die Tür wurde vermauert,

 

Beginn der Wiederherstellung des Barockaltars. Altar war in 220 Teile zerlegt. Unter der Leitung von Pastor Moritzen und dem Kirchenältesten Herrn Ebsen fügten  Schönkirchener Handwerker unter Tischlermeister Konrad Stolzenburg die Teile wieder zusammen. Ebsen kannte den Altar aus dem Gedächtnis. Nur ein Teil, ein kleiner Bügel, blieb übrig. Der Aufbau dauerte 2 Jahre. Hermann Doorman wachste das Holz mit heißem Bienenwachs.

 

Restaurator Karl Fey aus Talmühlen und seine Gehilfen entfernten anlässlich der 350-Jahr-Feier einen grünlichen Ölfarbenanstrich, der um 1700 erstmalig auf den Holzaltar aufgetragen und später nochmals erneuert worden war. Eine darunter liegende Kasein-Farbschicht musste vorsichtig abgekratzt werden, da sie nicht durch Lösungsmittel entfernt werden konnte. Die Übermalungen vergangener Zeiten sind verschwunden. Einzelne Teile wurden ersetzt, andere wieder zusammengefügt. Damit war der Altar wieder in seinen ursprünglichen Naturzustand gebracht und wurde neu geweiht.

 

Zwei Monate (10.05.-10.07.) Altar-Restaurierung durch Hermann Hensel, Kiel und Hermann Doormann, Schönkirchen. Der Schönkirchener Malermeister Hermann Doormann reinigte alle Figuren und imprägnierte sie mit einer Lösung von Terpentin und reinem Bienenwachs.



Quellen:

H.Vorreiter  

D.F. Schütz